Interview – Anna Platsch

von | 30. Oktober 2021

Anna Platsch ist seit über dreißig Jahren schriftstellerisch tätig und leitet Schreibretreats.

Sie liebt die Natur, lebt im Chiemgau, ist verheiratet und hat einen erwachsenen Sohn.

Starke Spuren in ihrem Leben hinterließ die Begegnung mit der Sufi-Lehrerin Irina Tweedie. Aus dieser essentiellen Prägung heraus und deren Erweiterung durch viele zeitgenössische Lehrerinnen und Lehrer gestaltet sich ein Engagement für eine weite, verantwortungsvolle, Herz-gebundene Spiritualität als eine Antwort auf unsere globalen Fragen.

 

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Liebe Anna, in wenigen Tagen erscheint dein neues Buch „gott im hotel“ – herzlichen Glückwunsch dazu.

Vielen Dank! Du hast einen Großteil dazu beigetragen, dass es so schön geworden ist.

 

Was hat dich dazu bewogen, dieses Buch zu schreiben?

Meine Freude und Neugier! Und dann recht unangenehme Erfahrungen mit mir selbst, in denen ich meine eigene alte spirituelle Prägung aus unserem Kulturraum sah. So ein Hauch von Askese … Diese Trennung des Heiligen von der Welt, also etwas, was uns Frauen ja nochmal besonderes betroffen hat und teilweise auch noch betrifft – also die Welt ist schlecht und nicht heilig. So sind wir ja auch mit ihr umgegangen.
Das hat etwas von Dogmatismus und ist alles andere als freier weiter Geist.
Von dem, dem weiten freien Geist, wollte ich erzählen. Und da ist Reisen ja ein guter Boden dafür.

 

Was bedeutet „gott im hotel“? Wie bist du zu diesem Titel gekommen?

Als erstes natürlich – dass das Namenlose Eine, das Große Geheimnis, das manche auch Gott nennen, überall ist, alles ist. Alles umfassend, In allem innewohnend. Es gibt nichts, wo es nicht ist. Dafür ist das Hotel eine Metapher. Für mich gibt es die Trennung nicht. Eine andere Farbe dieser Metapher ist unser Leben hier auf dieser Erde – wir kommen, wir verweilen, wir gehen und alles ist da, das Dunkle, das Helle und alles dazwischen. Muntere Gäste eben.

Zu dem Titel bin über diese Erfahrung gekommen – die war in einem Grandhotel, also einem Ort, der im alten Denken einer verstockten Asketin erst mal gar nicht heilig ist.

 

Kannst du kurz beschreiben, worum es im Buch geht? Und worum es DIR geht?

Ich bin auf Reisen, in Bewegung, in der Dynamik des Lebens und schaue offen in die Welt. Und erzähle davon. Die innere Ausrichtung ist eine der Fragen unserer Zeit – ist die Mystik, also das innere Einssein in einem weiteren Bewusstsein, die Erfahrung des – nennen wir es hier einmal des Göttlichen in uns selbst, eine Antwort? Bringt dieser daraus erwachsende innere Frieden äußeren Frieden?

Ich fand es spannend, da auf mehreren Ebenen der Sache nachzugehen – in der direkten „Begegnung“ mit alten Mystikern, dann in der inneren Dynamik unserer Geschichte und auch der äußeren, mehr gesellschaftlichen – nichts ist getrennt. Das Heilige in allem, ganz in der Welt und zugleich frei von der Welt.

Was eine recht gute Basis ist für – innere Freude – äußere Freude …

 

Du sagst: „Mein tiefstes Anliegen als Mensch ist es, zum Frieden auf unserer Erde beizutragen.“ Können Bücher einen Beitrag zum Frieden leisten?

Davon bin ich überzeugt. Vielleicht nicht so eins zu eins. Heute lese ich das Buch und morgen bin ich ein besserer Mensch. Bücher können etwas in uns anstoßen, intellektuell, emotional, tief im Herzen, die Seele berühren, den Geist weiten – eine Spur wird bleiben.
Wir müssten jetzt nur noch genug lesen 😉

 

Hast du eine Vision unserer Menschheitszukunft? Magst du sie mit-teilen?

Hast du noch eine größere Frage?
Das Beste wäre, wir werden alle Mystikerinnen und lieben allumfassend (lacht).
Wenn ein bestimmter Prozentsatz der Menschheit in einem höheren Bewusstseinszustand lebt, ist das Wandlungspotenzial so groß, dass es sich verändernd auswirkt. Wirkung geschieht ja nicht nur durch Tun, sondern auch, wenn nicht sogar mehr, durch Sein. Ein Bewusstseinszustand, ein Verbundensein, in dem ich eins mit den Menschen bin, mit den Tieren, den Pflanzen, der Erde, dem Universum. In einer unendlichen Liebe das Innerste des Menschen sehend, das Licht in allem … Wie kann ich von diesem Ort aus noch zerstören? Da bleibt doch nur Weisheit.
Ja, klingt groß und ideal, warum nicht? Es ist ein Schritt, den jede und jeder von uns gehen kann, fein und mutig, Etappe für Etappe, sich entfalten, sich öffnen für innere Wandlung, so wandelt sich leise auch der Blick auf die Welt, das eigene Handeln und schließlich die Welt selber …

Warum nicht?

Mehr Infos zu Anna Platsch:
Anna Platsch – Sheema Verlag (sheema-verlag.de)

Zum Buch „gott im hotel“ geht’s hier:
gott im hotel – Sheema Verlag (sheema-verlag.de)