Keiner weiß, woher er kommt. So wäre es auch müßig, zu Beginn meines Berichts weit auszuholen und beschreiben zu wollen, woher ich damals gekommen war, als mich mein gewundener Weg über die Halbinsel Sinai führte. Das war vor einigen Jahren, und ich bin nicht mehr sicher, jemals dort – oder an irgendeinem anderen Ort – gewesen zu sein.
In einigen Wüsten meines Lebens habe ich stundenlang reglos zugeschaut, wie der Wind hinter mir die schmale, hässliche Spur meiner Füße nachsichtig verwischte. Erst wenn ich mich davon überzeugt hatte, dass nichts von der Narbe bleiben würde, die mein Eindringen durch den Sand gezogen hatte, ging ich weiter. So ist es mir zur Gewohnheit geworden, nichts zu dokumentieren von dem, was ich gesehen, nichts, was ich gehört.
Aber auch beim Erzählen, diesem kunstvollen Entschleiern der Täuschungen des Alltags, versagen mir bald die Worte, bleiben die Begriffe dem Erlebten sperrig und fremd, so dass ich immer wieder verstumme. Dieses Schweigen meines Scheiterns trägt denn auch mehr Nachricht als meine ungelenken Sätze.
Nun unternehme ich also einmal mehr in flüchtigen Worten, auf Nachsicht hoffend, eine solche vergebliche Erzählung, einen ganz und gar trügerischen und dennoch wahren Bericht. Denn alles, was wir erleben, ist Schöpfung unserer eigenen Sinne, Spur unserer eigenen Bewegung.
Ich will erzählen, was ich in der Wüste erfuhr – ein einziges Mal, so wie ein Komponist mit seiner Notenschrift die Musik aufzeichnet, die er alleine, einmal, hört.
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