gott im hotel

von | 22. Mai 2022

 

Dieser Artikel von Martina Seifert erschien im Dezember 2021 zuerst auf www.heilnetz.de

 

Inspiriert durch Erfahrungen diverser Mystiker*innen und Weisen macht sich Anna Platsch in ihrem neu erschienen Buch „gott im hotel“ auf die Suche nach Wegen zu innerem und äußerem Frieden, dem „zeitlosen, stillen Raum der Liebe“.

 

Vom äußeren zum inneren Reisen

Angesichts des Klimawandels und eines die Welt umkreisenden Virus mutet Anna Platschs Buch „gott im hotel“ wie eine Erzählung aus alten Zeiten an. Zukünftig scheint mir diese Form des Reisens kaum noch möglich. Und so betrachte ich es ganz ohne Wertung als ein Geschenk, die Autorin auf ihren Reisen meditativ zu begleiten, um mit ihr gemeinsam heilige innere und äußere Orte aufzusuchen, die bereits seit Jahrtausenden Anziehungspunkt für zahlreiche Menschen sind.

 

Das namenlose Eine

Eine Frau reist durch die Welt und trifft auf „gott im hotel“. Die metaphorische Dimension des Hotels hat bereits viele Autor*innen inspiriert, verweist der Gasthof doch auf Orte der Sehnsucht, der Einsamkeit, des Transits, in dem erstarrte Identitäten durchlässiger werden oder sich sogar vollkommen auflösen können. Es sind Orte, die „an unser flüchtiges Dasein auf der Erde, an unser stetes In-Bewegung-Sein, unser Kommen und Gehen“ erinnern, heilige Orte, die Anna Platsch mit dem Unaussprechlichen in Berührung bringen, dem Namenlosen, das unzählige Namen hat wie das Ewige, der Grundlose Grund, die Liebe, die Buddha-Natur oder eben Gott.

 

Thomas Merton – der heilige Anarchist

So besucht die Autorin, inspiriert von den Erfahrungen des Trappistenmönchs, Mystikers und Schriftstellers Thomas Merton, den sie liebevoll „mein heiliger Anarchist“ nennt, Polonnaruwa, die alte Hauptstadt Ceylons, das heutige Sri Lanka, die mit ihren zahlreichen Tempeln, Stupas und Buddha-Statuen seit 1982 zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört. Dort machte Merton nur wenige Tage vor seinem Tod eine Erfahrung, die er sein Leben lang ersehnte:

„Beim Anblick der riesigen Buddhas in Polonnaruwa auf Ceylon wurde ich plötzlich fast gewaltsam aus meiner gewohnten, befangenen Schau der Dinge völlig herausgerissen; eine innere Helligkeit und Klarheit leuchtete so deutlich, so eindeutig auf, als träte sie mit der Wucht einer Explosion aus diesen Steinbildern hervor… Ich weiß und habe geschaut, wonach ich unbewusst gesucht habe… Ich habe die Oberfläche durchstoßen und habe hinter den Schatten und die Verkleidung geschaut“.

 

Dem inneren Faden folgend…

Weiter geht’s nach Jerusalem, Bremen, Kreta, zu den antiken Kultstätten Griechenlands Delphi und Epidauros sowie zu den Metéora-Klöstern, – immer einem inneren Faden folgend, der sich der Autorin aus der Tiefe zeigt. Gemeinsam mit ihr und dem „großen Freund“ wandele ich durch den Garten Gethsemane, werde vom Duft der Mondgärten auf der griechischen Insel Ikarias verzaubert und betrete die dämmrigen Räume Teresa von Avilas. Ich lerne die wunderbare Willkommenskultur der Menschen in der türkischen Stadt Antakya kennen, – nahe der syrischen Grenze und der fast vollkommen zerstörten Stadt Aleppo, – ihre besondere Art des Zusammenlebens, mit der sie allem und jeder/jedem offen begegnen, so auch den vielen schutzsuchenden syrischen Geflüchteten.

Die Autorin beobachtet alles mit einem liebevollen Blick, eingesponnen in eine poetische und humorvolle Sprache, die mich tief ins eigene Herz führt. Doch das schönste Hotel, von dem mir Anna Platsch erzählt, ist ein blauer Planet, auf dem wir alle unser gemeinsames Dasein immer wieder frisch feiern dürfen, – die Erde, die uns trägt und nährt und die jeden Ort heiligspricht.

 

Fazit

Ein berührendes Buch, ein Geschenk für alle, die offen sind für die tiefen Erfahrungen der Weisen durch alle Zeiten und Räume hindurch, um diese gemeinsam mit der Mystikerin Anna Platsch im Hier und Jetzt des eigenen Herzens zu erkennen.

Mehr Infos zu Anna Platsch:
Anna Platsch – Sheema Verlag (sheema-verlag.de)

Zum Buch „gott im hotel“ geht’s hier:
gott im hotel – Sheema Verlag (sheema-verlag.de)